Rabunellione


Seit geraumer Zeit sind die Nächte für Alina nicht mehr zum Schlafen da. Dabei schläft sie so gerne. Aus vorbei diese schöne Zeit,  weiß sie plötzlich. Doch fehlt ihr der Schlaf nicht im Geringsten, sie fühlt sich wach, sehr wach und voller Schwung auch den nächsten Tag über. Wie kann das sein?

Tatendrang überkommt sie, wie noch nie in ihrem Leben und eine gesteigerte Aufmerksamkeit für alles und jeden der ihr begegnet. Alles ist so voll von Sinn, denkt sie des Öfteren.

Was ist nur los mir ihr? Wenn es nicht so ein schönes Gefühl wäre, dass sie derzeit durchströmt, würde sie Angst haben, weil sie sich so ganz und gar verändert fühlt.

Rabunellione, denkt Alina ist ein wunderschöner Name edel, kraftvoll und abenteuerlustig!

Würde ich diesen Menschen treffen, wäre ich ganz schön aufgeregt! 

Rabunellione findet sich urplötzlich in einem dunklen Hofe wieder. Er schreitet leichtfüßig durch die Gasse und schaut sich mit ruhigem Blick um. Er entdeckt Häuser, die nicht mehr ganz neu zu sein scheinen und in der Gasse leuchtet schwach eine Straßenlaterne. Menschen sind derzeit nicht zu sehen. Hier bin ich also gelandet, wunderbar, ich werde mich mal unter die Laterne stellen, damit man mich besser sehen kann.

Zu sehen ist nun ein Mann mit sportlicher Figur in mittlerem Alter. Schönes Antlitz und gepflegtem Äußeren. Sein Blick ist, wie kann man das am besten beschreiben, anders. Tja, auf jeden Fall unterscheidet er sich sehr von den Blicken der üblichen Menschen die in dieser Gegend leben und sich bewegen. Mürrisch, verschlossen, gestresst, traurig, depressiv oder aggressiv … nein, das ist er nicht und auch nicht normal oder neutral oder suchend, nein.

Es ist etwas im Blick das einen an ein Kind erinnert. Frei und neugierig, doch nicht aufdringlich. Natürlich und freudig, friedlich!

Man müsste denken, so ein schöner Mensch, was sucht er hier in dieser schäbigen Gegend. Wo war er noch vor ein paar Sekunden, wo kommt er her? Wohin geht er? Wer ist er überhaupt?

All das ist uninteressant für Rabunellione, er ist sich seiner Sache sicher, er weiß wer er ist und das er genau richtig ist. Er überlässt sich dem Sein und hat eben beschlossen sich zu zeigen.

Ein paar Schritte entfernt kommt ihm ein Betrunkener entgegen. Sein Gang ist gefährlich unsicher, er schiebt sich wankend von einer Seite der Straße zur anderen und kommt kaum vorwärts. Als er die Laterne erreicht, sieht der Betrunkene einen Engel auf der Straße. Er lacht ihn an und freut sich. Er stimmt ein Lied an. There must be an angel playing with  my heart. Im selben Moment stolpert er und wird von warmen sanften aber starken Armen aufgefangen. Dieses Gefühl ist so überwältigend für den Betrunkenen, das er augenblicklich verstummt. Wow, sagt er als wieder sicher auf den eigenen Beinen steht. Er blickt in das Gesicht des Engels, das nun ganz nahe ist und sein Herz springt in seinem Leibe. Er ist urplötzlich ganz klar in seinem Geiste und fühlt sich frei leicht und getragen. Danke haucht er den Engel an und geht kerzengerade mit ruhigem Schritt und vollkommen nüchtern zur nächsten Bushaltestelle um zu seiner Freundin und deren Tochter zu fahren. Auf dem Weg dorthin wird er einen Riesenteddybär und einen wunderschönen Blumenstrauß auf der Tankstelle einkaufen. Er weiß auch schon, wie seine Worte sein werden und er hofft, dass die beiden ihm verzeihen können.

Alina räkelt sich im Schlafe, wohlig warm ist es in ihrem Bette während draußen es schneit. Wie wunderschön anmutig doch die Natur ist und welch Geschenke sie uns unablässig zukommen lässt, jede einzelne Schneeflocke ein Geschenk. Danke, danke danke…

4.12.2017 20:00