Im Lande der Burgen
- Allgemein
- 23. Oktober 2019
Vor vielen, vielen Jahren da lebte ein König im Land der Burgen, auf einer sehr schönen großen Burg auf einem hohen Hügel, von wo aus man weit ins Land hineinschauen konnte.
Er war ein König mit einem guten Herzen und regierte weise seine Untertanen. Eines Tages jedoch fühlte er sich nicht wohl, er klagte über Atembeschwerden, es fiel ihm das regieren von Tag zu Tag immer schwerer. An einem Tag als er so stark hustete und nach Luft ringen musste, da war es ihm plötzlich klar. Er fühlte sich beengt. Ja, Jahrhunderte lang hatte die Burg gegen alle Feinde standgehalten. Viele Schätze wurden in ihr gebunkert und nie wurde auch nur ein Stück wieder herausgetragen. Mittlerweile sammelten sich Gegenstände aus vielen alten Zeiten und es war einfach kein Platz mehr. Man fühlte sich beengt. Und der König, der darin wohnte fühlte es besonders stark.
Da er ein Mann des Glaubens war, betete er und fragte Gott um Hilfe.
Er hörte eine Stimme, es war der Gott des Windes der ihm sogleich antwortete.
„Gerne möchte ich dir beistehen, du musst mir allerdings dabei helfen! Bitte öffne am kommenden Tag alle Fenster in der Burg, ich mache den Rest!“
Gesagt, getan, der König erwachte sehr früh und war schon ganz gespannt, wie denn diese Hilfe wohl aussehen könnte. Er ließ von den Bediensteten alle Fenster öffnen und wartete.
Zunächst war nichts Sonderliches zu erkennen. Doch dann begann ein leichtes Lüftchen zu wehen und schließlich blies der Wind ganz stark, er fegte durch sämtliche Räume der Burg. Der Staub der Jahrhunderte wurde aufgewirbelt und schließlich durch die Räume getragen und beim Fenster hinaus.
Der Wind blies genau eine Stunde lang, da hörte man in einem kleinen Turmfenster ein klirren, die Fensterscheibe war geborsten. Und just an diesem Punkt verschwand der Wind so schnell wie er gekommen war.
Der König ging durch die Räume der Burg und erkannte sofort, dass die Luft viel angenehmer war und rasch holte er den Bediensteten um die kleine Scheibe zu reparieren.
Am Abend betete der König wieder und vergaß nicht sich für die Hilfe zu bedanken. Doch da hörte er erneut eine Stimme. Die Stimme des Gottes des Wassers, auch dieser stellte seine Hilfe bereit.
Gerne wollte der König auch diese Hilfe annehmen.
Der folgende Tag begann wie gewöhnlich. Wieder sah der König aus dem Fenster um nichts zu versäumen. Plötzlich tropften schwere Regentropfen auf das Dach. Immer mehr und mehr und schließlich goss es in Strömen, nie zuvor und nie danach war ein solcher Guss gesehen worden. Die Wände und das Dach der Burg wurden regelrecht abgespült, der Schmutz der Jahrhunderte ebenso.
Und als nach einer Stunde der Regen vorbei war, strahlte die Burg von außen viel mehr als je zuvor und ein Regenbogen spannte sich just über die Burg. Als der König sich dessen gewahr wurde hatte er eine Idee. Das sieht ja aus wie Farbenstriche. Ich werde die Burg innen ausmalen lassen und zwar jedes Zimmer. An Geld mangelte es ihm nicht und nicht an Arbeitskräften. Die fleißigen Hände der vielen Maler die am folgenden Tag kamen ließen das Innen der Burg auch in neuem Glanze erstrahlen. Und als der König an jenem Abend die Räume durchschritt bemerkte er ein wohliges Gefühl. Schon viel viel viel besser murmelte er in seinen Bart mit einem Lächeln.
Auch an jenem Abend beim Beten vergaß er nicht dem Gott zu danken. Da meldete sich erneut eine Stimme, die Stimme der Göttin der Erde. Bitte lass mich dir ebenfalls helfen. Sehr gerne war der König bereit auch diese Hilfe anzunehmen.
Am folgenden Tag als er erwachte und aus seinem Gemach aus dem Fenster sah, dachte er zu träumen. Überall im Burggraben waren über Nacht neue Pflänzchen gewachsen, es duftete sehr mild nach tausenden Heilkräutern. Er war zutiefst berührt. Sofort holte er seine Arbeiter, die rund um die vielen Kräuter einen Weg pflastern sollten.
Der Abend kam und der König bedankte sich mit fröhlichem Herzen und gesundem freien Atem bei der Göttin. Da meldete sich ein weiterer Gott, der Gott des Feuers um auch seine Hilfe anzubieten.
Etwas mulmelig war es dem König, doch er vertraute weiterhin und erlaubte auch dem Gott des Feuers ihm behilflich zu sein.
Am nächsten Tag schritt der König durch alle Räume der Burg, um nachzusehen, ob denn alles in Ordnung war, und weil er auch ein bisschen Angst vor dem Gott des Feuers hatte. Doch just als er im Herzen der Burg im aller innersten Raume stand bemerkte er ein Kälte, obwohl es Sommer war.
Es fröstelte ihn regelrecht. Er sah sich um, in der Ecke stand ein alter Kachelofen, es hiess er wäre kaputt und unbrauchbar. Nun liess der König einen Spezialisten kommen, der diesen wunderschönen alten Ofen wieder in Stand setzen konnte.
Rasch war der Ofen repariert und der König holte Scheite und heizte zum ersten Male seit vielen vielen Jahren den Ofen wieder an. Wohlig Wärme verbreitete sich im Raume im innersten der Burg.
Nun lächelte der König breit und zwirbelte seinen Bart, er sah vor sich die Menschen, die sich genau hier sehr wohl fühlen werden, Geschichten hören und erzählen.
Wieder am Abend war der König so dankbar wie noch nie zuvor in seinem Leben. Tausend, tausend und abertausend Dank ihr lieben Götter, ich fühle mich so gut in meinem Zu Hause. Doch erneut meldete sich eine Stimme.
Die Stimme des Gottes der Liebe fragte an, ob sie dem König zu Diensten sein durfte. Selbstverständlich sagte der König. Die Liebe sagte, ich werde dich morgen führen. Gute Nacht.
Am kommenden Tage überließ sich der König ganz der Stimme des Gottes der Liebe. Sie führte ihn tief hinunter in die untersten Räume der Burg. Dort wo noch viel altes Kriegsmaterial zu finden war. Die Kammer der Soldaten war voll mit uralten Gewehren und Kanonenkugeln.
Der Gott der Liebe fragte. Brauchst du dieses Material denn noch? Nein, sagte der König voller Überzeugung. Dann lass uns diese Zeiten endlich heraus räumen und zur Gänze begraben. Schnell kamen die Arbeiter heran um all die alten Kriegswerkzeuge heraus zuräumen und mit Hilfe des Gottes des Feuers an einem anderen Orte zu verbrennen.
Und als schließlich dieses letzte Werk getan war, hatte die Burg eine Ausstrahlung, der sich kaum ein Mensch entziehen konnte. Soviel Liebe und Frieden floss von diesem hohen Orte hinaus in alle vier Himmelsrichtungen. Menschen kamen von weit her und schon beim herannahen fühlten sie diesen Frieden der ihnen voll in die Seele hineinfloss.
Eine wunderschöne Zeit des Friedens war angebrochen….
21.10.2019 15:07 Uhr
CMG